Jüdisches Leben nach 1945
Die jüdische Gemeinde Selm wurde mit dem Holocaust ausgelöscht. Schaut man jedoch in die Region rund um Selm, so ist zu erkennen, dass heute wieder jüdisches Leben an zahlreichen Orten entlang der Lippe gelebt wird. In Unna hat sich zum Beispiel durch Spätaussiedler eine neue Gemeinde etabliert, die seit 2020 auch den dortigen jüdischen Friedhof wieder benutzt.
“Ez Ami”
Anfang der 2000er fanden in der Synagoge zu Bork wieder Gottesdienste statt. Hier traf sich eine Gruppe junger Jüdinnen und Juden aus dem Ruhrgebiet, um neue Wege in der Ausübung ihres Glaubens zu beschreiten. Im Unterschied zu den orthodox orientierten Gemeinden sind hier Männer und Frauen gleichberechtigt und können jede Aufgabe in einem Gottesdienst übernehmen.
Für die Synagoge in Bork ließ die Gruppe eigens eine Bima, ein Lesepult für die Thora, herstellen. Es befindet sich heute im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten.
“ha Kochaw”
2007 wurde die jüdische Gemeinde in Unna gegründet. In das Durchgangslager Unna-Massen kamen Tausende „Kontingentflüchtlinge“ aus der ehemaligen Sowjetunion. Darunter waren auch zahlreiche Juden, die jedoch kaum Bezug zu ihrer Religion hatten. Allerdings war das Bedürfnis groß, sich mit der eigenen Herkunft zu beschäftigen. So entstand ein Verein, in dem sich die Geflüchteten mit ihren jüdischen Wurzeln auseinandersetzten.
Aus dem Verein entwickelte sich eine eigene liberale Gemeinde, die sich zunächst in verschiedenen Gemeindehäusern traf. Nach Jahren des Übergangs wurde 2020 die Synagoge Unna eröffnet – in der ehemaligen Kirche auf dem Gelände des Durchgangslagers.
Quellen und Literatur:
Internetseite der Gemeinde ha Kochaw: https://www.juedische-gemeinde-unna.de/presse/ (Abrufdatum 5.9.2022)
https://westfalen.museum-digital.de/object/12631 (Abrufdatum 5.9.2022)