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Digitale Plattform für Geschichte(n) der Region an der Lippe zwischen Münsterland und Ruhrgebiet

Die Taufschale Barbarossas

Das in Silber getriebene, gravierte und teilvergoldete Handwaschbecken wird in der älteren Literatur häufig als Taufschale Barbarossas bezeichnet (Berlin, Kunstgewerbemuseum SMB, Inv. 1933, 25). Die Taufe an sich ist historisch nur durch diese Schale belegt und wurde wohl erst später, als die politische Karriere für Friedrich I. Barbarossa ab 1155 im Amt des Kaisers gipfelte, angefertigt. Sie soll die Bedeutung Ottos von Cappenberg und des Stifts und dessen Verbindung zum Geschlecht der Staufer betonen. Eine tiefe Verbundenheit eines Kaiserhauses mit der Kirche wird hier zum Ausdruck gebracht, da somit Gottes Segen über den Handlungen des Herrscherhauses ruhte.

Die Taufschale in 3D
Sog. Taufschale Barbarossas

Die Schale zeigt auf dem Grund in Form einer kreisrunden, vergoldeten Gravur und umgeben von zwei umlaufenden Schriftbändern den Taufakt Friedrichs von Schwaben im damals noch üblichen Ritual einer Ganzkörpertaufe. Somit ist das Kind Friedrich ist auch nicht in dieser Schale getauft worden. Sie hat lediglich eine erinnernde Funktion.

Unter den insgesamt sechs Figuren stechen, inschriftlich pointiert, der Täufling „FRIDERIC(US) I(M)P(ERAT)T(OR)“ und sein Pate „Otto“ von Cappenberg hervor. Die anderen Personen sind der taufende Bischof mit einem assistierenden Kleriker und zur Linken des Betrachters weitere weltliche Zeugen, darunter eine Frau.

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Lothar Lambacher zeichnet die Ausstellungsgeschichte der Taufschale und des Kopfreliquiars nach – und die hochspannende wissenschaftliche Erforschung des Cappenberger Kopfes. Moderne Materialanalysen geben Aufschluss: Bronze? Silber? Gold?

Wie aus der Stiftungsurkunde des Otto von Cappenberg und der äußeren Umschrift in der Schale hervorgeht, befand sich das sowohl historisch wie künstlerisch bemerkenswerte Stück im 12. Jahrhundert unter den Geschenken des Kaisers an seinen Taufpaten und nach der Verfügung Ottos dann für Jahrhunderte unter den Cappenberger Kirchenschätzen. Dort wohl im Gefolge der Säkularisation und der napoleonischen Kriege verloren gegangen, wurde das Becken 1820 auf Goethes Anraten von der Erbgroßherzogin Maria Pawlowna nach Weimar geholt und von da an zum Gegenstand kontroverser Deutungsversuche sowie später– zusammen mit dem sog. Barbarossakopf – lebhafter wissenschaftlicher Diskussionen. 1933 gelangte das Stück an das Berliner Kunstgewerbemuseum, wo es zu den Hauptexponaten der mittelalterlichen Abteilung zählt.

VIRTEUM bringt erstmals die wichtigsten erhaltenen Quellen zur Dokumentation der Verbindung der Herrscherdynastie der Staufer und dem Stift Cappenberg in digitaler Form zusammen. Der Cappenberger Kopf, die Schenkungsurkunde und die Schale werden Ihnen an einem digitalen Ort in außergewöhnlicher 3D-Form präsentiert. Der Betrachter taucht somit ein in das mittelalterliche Denken und in die kunsthistorische einmalige Umsetzung in Cappenberg. Virteum ermöglicht ein differenziertes historisches Wissen für den Besucher der Plattform.